Pilates in der Physiotherapie

Im Jahr 2000 hörte und las ich immer mehr über eine Methode, die von einem Deutschen entwickelt wurde: Pilates - benannt nach Joseph Hubertus Pilates aus Mönchengladbach. Ich kaufte mir ein erstes Pilates Buch, um es einmal auszuprobieren. Und ich kann mich noch genau erinnern, die Übung „roll over“ gefiel mir sehr gut, sah einfach und interessant aus. Nur bekam ich diese bestimmte Übung leider überhaupt nicht hin. Ich war entsetzt: Wieso geling sie mir nicht, trotz regelmäßig Sport zu treiben? Ich war neugierig, mehr über dieses Training zu erfahren.

Ich buchte eine Fitness Reise, in der Pilates auf dem Programm stand. Meine erste Pilates Stunde war früh am Morgen auf einer Matte, die auf einem Betonboden unter freiem Himmel in praller Sonne lag. Nicht die besten Bedingungen, doch das spielte bereits nach 5 Minuten keine Rolle mehr. Denn das präzise Arbeiten, die genauen Anleitungen und die Imaginationen nahmen mich so „gefangen“, dass ich alles um mich herum vergaß. Und genau diese „bewegte Meditation“ hinterließ eine innere Stärke, wie ich sie nie zuvor in einer anderen Trainingsmethode erlebt habe. Meine Begeisterung war entfacht!

Nun wollte ich unbedingt Pilates in meine Physiotherapie integrieren. Denn mein Erlebnis, mich nach einer Stunde bereits so viel besser zu fühlen, möchte ich meinen Patienten nicht vorenthalten. Und das geht richtig gut, denn Präzision, Atmung, Zentrierung und die Artikulation der Gelenke sowie der Wirbelsäule sind Pilates Prinzipien, die sich mit einer funktionellen Physiotherapie decken. Zudem verbessert Pilates die Körperwahrnehmung. Ein wichtiger Aspekt, denn durch das Fühlen und gedankliche Begleiten einer jeden Übung fällt das eigenständige Üben den Patienten deutlich leichter - ein Gewinn für die Effizienz.

Seit vielen Jahren biete ich nun Pilates in der Physiotherapie oder auch in Kursform an. Und immer wieder freue ich mich über die begeisterten Aussagen meiner Teilnehmer, dass sie sich frisch und gestärkt fühlen, der Körper leichter und beweglicher ist, sogar den Kopf macht es frei! Und das direkt nach der ersten Stunde!

Erst vor kurzem hat mich die Behandlung einer jungen Patientin darin bestätigt, dass Pilates einen hohen Stellenwert in der Therapie hat. Diese Patientin erlitt während der Geburt ihres Kindes einen massiven Prolaps lumbal mit radikulärer Symptomatik. Dauerschmerzen in allen Positionen erschwerten den Alltag. Die Behandlung laut Leitlinien empfiehlt zu 50% eine Operation, so bleiben ebenfalls 50% für die konservative Behandlung. Da sie unbedingt ihr Kind stillen wollte, entschied sie sich für den konservativen Weg mit mir. Die Behandlung bestand, neben passiven Methoden, im aktiven Bereich aus Pilates Übungen. Sie war sehr gewissenhaft in der Ausführung Ihres Trainings und führte ihre Übungen jeden Tag durch, so dass sich erste dauerhafte Verbesserungen bereits nach 2 Monaten einstellten. Nach 6 Monaten konnte sie ihren Alltag schmerzfrei verbringen, nach 9 Monaten krabbelte sie mit ihrem Sohn auf dem Boden. Der größte Gewinn aus der Sicht der Patientin lag darin, dass sie nun weiß, sie kann sich immer mit Pilates helfen. Ihr neues Körperbewusstsein gibt ihr die Gewissheit, sich in jeder Situation auf ihren Körper verlassen zu können. Und sollte es mal zwicken, „dann mache ich einfach wieder öfters Pilates“. Sie verabschiedete sich mit dem Satz: „Ich bin so froh, Sie und „Herrn Pilates“ kennen gelernt zu haben. Sie haben mir sehr geholfen, einen normalen Start mit meinem Sohn zu haben. Danke!“

Martina Heuel ist Physiotherapeutin, ausgebildete Heilpraktikerin und Inhaberin des „bewegungsraum“ in Hilden, eine Praxis für Physiotherapie, Naturheilkunde und medizinisches Pilates. Hier gelangst Du direkt zur eigenen Website von Martina.